Entgeltfortzahlungsgesetz: Grundlagen & wertvolle Praxistipps

Drei Fachleute diskutieren Entgeltfortzahlungsgesetz am modernen Arbeitsplatz in schwarzweißem Büro mit lila Akzentwand und digitaler Gehaltsabrechnung auf blauem Bildschirm

Rechtliche Grundlagen und aktuelle Änderungen

Das Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG) ist ein zentrales Gesetz im deutschen Arbeitsrecht, das die Fortzahlung des Arbeitsentgelts im Krankheitsfall und an gesetzlichen Feiertagen regelt. Eingeführt wurde es 1994, um die soziale Sicherheit von Arbeitnehmenden zu stärken und Uneinheitlichkeiten in der Vergangenheit zu beseitigen. In den letzten Jahren hat sich das Gesetz nicht wesentlich geändert; jedoch spielen digitale Entwicklungen, wie die Einführung der digitalen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), eine zunehmend größere Rolle in der Durchführung der Entgeltfortzahlung.

Kernpunkte des EntgFG

Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall: Arbeitgeber müssen das volle Bruttoeinkommen für bis zu 6 Wochen weiterzahlen, sofern das Arbeitsverhältnis mindestens 4 Wochen besteht.

Anspruchsberechtigung: Teilzeitbeschäftigte, Auszubildende und Minijobber sind ebenfalls anspruchsberechtigt, solange die o.g. Frist erfüllt ist.

Versicherungslösungen: Nach Ablauf der 6 Wochen wird typischerweise Krankengeld von der Krankenkasse gezahlt.

Neuerungen durch die Digitalisierung (eAU)

Die Einführung der digitalen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) hat den Prozess der Entgeltfortzahlung straffer und effizienter gestaltet. Expert:innen sehen in der Digitalisierung eine Möglichkeit zur präziseren Erfassung von Krankheitsfällen und damit zu einer besseren Abschätzung der Fehlzeiten durch Arbeitgeber.

Anspruchsvoraussetzungen für die Entgeltfortzahlung

Der Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall hängt von mehreren Voraussetzungen ab:

Arbeitsunfähigkeit und deren Nachweis

Voraussetzung: Eine ärztlich bestätigte Arbeitsunfähigkeit ist erforderlich, die ab dem dritten Krankheitstag oder bei vertraglicher Vereinbarung auch früher eingeholt werden kann.

Unverschuldetheit: Die Arbeitsunfähigkeit darf nicht durch grobe Fahrlässigkeit oder Verschulden des Arbeitnehmers herbeigeführt worden sein.

Wartezeit und Sonderfälle

Mindestarbeitszeit: Das Arbeitsverhältnis muss länger als vier Wochen bestehen (beim TVöD kann hiervon abgewichen werden).

Sonderfälle: Auch bei nicht rechtswidrigen Operationen wie Sterilisationen oder Abbrüchen besteht ein Anspruch auf Entgeltfortzahlung.

Berechnung und Dauer der Entgeltfortzahlung

Die Berechnung der Entgeltfortzahlung erfolgt grundsätzlich basierend auf dem letzten Bruttoeinkommen. Die Dauer dieser Zahlung ist auf maximal sechs Wochen beschränkt.

Berechnungsgrundlagen für verschiedene Vergütungsmodelle

Bruttogehalt: Die Entgeltfortzahlung beträgt das volle Bruttogehalt des Arbeitnehmers.

Tarifverträge: Es können jedoch tarifvertraglich andere Bemessungsgrundlagen festgelegt werden.

Besonderheiten bei Teilzeit und Schichtarbeit

Teilzeitkräfte: Auch Teilzeitkräfte haben Anspruch auf die vollstufige Entgeltfortzahlung, solange sie die Mindestarbeitszeit erfüllen.

Schichtarbeit: Für Schichtarbeiter gelten dieselben Regeln wie für alle anderen Beschäftigten.

Aktuelle Statistiken:

Krankenstand 2023: Der durchschnittliche Krankenstand in Deutschland lag 2023 bei etwa 5,5% (Quelle: AOK).

Fehlzeitenkosten: Die jährlichen Kosten für Entgeltfortzahlung belaufen sich auf ungefähr 70 Milliarden Euro (Quelle: BDA).

Berechnung und Dauer der Entgeltfortzahlung

Die Entgeltfortzahlung zum Schutz kranker Arbeitnehmer ist eng mit gesetzlichen Vorgaben verknüpft. In Deutschland etwa zahlt der Arbeitgeber für sechs Wochen das reguläre Gehalt weiter, bevor die Krankenkasse Krankengeld zahlt, das zwischen 67 und 70 Prozent des Nettoentgelts beträgt. Dies ist geregelt durch das Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG).

Berechnungsgrundlagen

Die Berechnung der Entgeltfortzahlung erfolgt in der Regel auf Grundlage des vertraglich vereinbarten Gehalts. Dabei wird das durchschnittliche Entgelt der letzten zwölf Monate genommen und bereinigt um etwaige variablen Teile wie Überstunden- oder Prämienzahlungen. Besondere Herausforderungen ergeben sich bei variablen Beschäftigungsmodellen, wie bei Teilzeit oder Nachtarbeit, wo die Berechnung individuell angepasst werden muss.

Wiederholte Arbeitsunfähigkeit

Gerade bei wiederholter Arbeitsunfähigkeit entsteht die Frage, wie sich diese auf die Dauer der Entgeltfortzahlung auswirkt. Hier ist wichtig, dass die Wartezeit nicht von jedes neuen Krankheitsfall neu beginnt. Stattdessen muss der Arbeitgeber weiterhin Entgelt für sechs Wochen zahlen, sofern keine Ausnahmen greifen. Interessanterweise führt die digitale Krankmeldung (eAU) zu einer präziseren Erfassung von Fehlzeiten und kann somit neben der Entgeltfortzahlung auch die Planung verbessern.

Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern

Die Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind im Entgeltfortzahlungsgesetz klar geregelt. Arbeitnehmer müssen ihre Arbeitsunfähigkeit ärztlich bescheinigen lassen und dies dem Arbeitgeber mitteilen. Arbeitgeber hingegen müssen die Entgeltfortzahlung leisten und die richtigen Verfahren in Bezug auf Meldepflichten und Fristen beachten.

Meldepflichten und Fristen

Arbeitnehmer haben die Pflicht, eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorzulegen, wenn die Erkrankung länger als drei Tage andauert. Practice haben manche Unternehmen, bereits ab dem ersten Tag eine Bescheinigung zu verlangen. Wichtige Meldefristen und Informationen müssen klar kommuniziert werden, um Missverständnisse zu vermeiden.

Dokumentation und Datenschutz

Es ist entscheidend, dass die Dokumentation und der Umgang mit gesundheitlichen Daten datenschutzkonform erfolgen. Besonders bei der digitalen Übermittlung von Arbeitsunfähigkeitsdaten an die Krankenkasse tragen Arbeitgeber die Verantwortung dafür, die Notwendigkeit der Datenübermittlung zu gewährleisten und gleichzeitig den Datenschutz zu wahren. Auch hier helfen digitale Tools, die Verwaltung zu optimieren.

Praktische Umsetzung und Herausforderungen

Die praktische Umsetzung der Entgeltfortzahlung erfordert ein effektives Abwesenheitsmanagement und eine enge Kooperation zwischen HR-Abteilungen und Führungskräften.

Effektives Abwesenheitsmanagement

Ein effektives Abwesenheitsmanagement umfasst nicht nur die Verwaltung von Krankenständen, sondern auch die Einführung von Präventionsmaßnahmen, die dazu beitragen, die Fehlzeiten langfristig zu reduzieren. Dies kann durch betriebliche Gesundheitsförderung oder Wiedereingliederungsprogramme geschehen. Laut Studien konnte ein mittelständisches Unternehmen durch solche Maßnahmen den Krankenstand um 22% senken.

Präventionsmaßnahmen

Präventionsmaßnahmen zur Reduzierung von Fehlzeiten umfassen beispielsweise betriebliches Gesundheitsmanagement und psychische Gesundheitsförderung. Diese Maßnahmen helfen nicht nur, die Anzahl der Krankenstände zu verringern, sondern tragen auch zur langfristigen Steigerung der Produktivität bei. In der Praxis zeigt sich, dass Unternehmen, die solche Programme umsetzen, langfristig Kosten sparen und die Arbeitszufriedenheit verbessern können.

Durchschnittlicher Krankenstand in Deutschland 2023:

5,5% .

Zukunftsperspektiven und Trends

Wenn du dich als HR-Experte mit dem Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG) und dessen Auswirkungen auf deine Organisation befasst, solltest du auch einen Blick auf die Zukunft werfen. Hier sind einige zentrale Trends und Entwicklungen zu beleuchten:

Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen

Die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Unternehmen erkennen zunehmend, dass ein Balanceakt zwischen Work-Life-Balance und verbesserten arbeitszeitlichen Anpassungen sinnvoll ist. So können flexible Arbeitszeiten klug genutzt werden, um Mitarbeitergesundheit zu fördern und Fehlzeiten zu reduzieren. Ein Beispiel: Unternehmen, die flexible Remote-Work-Modelle anbieten, berichten von einer Verringerung des Krankenstandes und einer Steigerung der Produktivität.

Digitale Tools zur Optimierung des Prozesses

Digitale Tools, wie die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), revolutionieren den Prozess der Entgeltfortzahlung. Diese neuen Technologien ermöglichen es, Krankheitsfälle präziser zu erfassen und den Arbeitsablauf zu optimieren. Eine Herausforderung bleibt jedoch die Integration in bestehende HR-Systeme. Beispielsweise hilft die eAU durch automatisierte Prozesse, Fristen stärker im Blick zu behalten und den Verwaltungsaufwand zu minimieren.

FAQ und Fazit

Immer wiederkehrende Fragen rund um das Entgeltfortzahlungsgesetz duft überprüfen:

Häufige Fragen zum EntgFG

Wie lange wird Entgelt im Krankheitsfall fortgezahlt?

Das volle Entgelt wird für maximal 6 Wochen pro Jahr fortgezahlt.

Welche Rolle spielt die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)?

Die eAU verbessert die Prozesseffizienz und ermöglicht eine präzisere Fehlzeitenerfassung.

Welche Pflichten haben Arbeitnehmer und Arbeitgeber bei der Krankmeldung?

Arbeitnehmer müssen eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, während Arbeitgeber die Zahlung sicherstellen müssen.

Zusammenfassung und Ausblick

Insgesamt ist das Entgeltfortzahlungsgesetz ein essentieller Bestandteil des deutschen Arbeitsrechts, der soziale Sicherheit bietet und gleichzeitig betriebliche Herausforderungen mit sich bringt. Durch die Integration neuer digitaler Technologien und eine strategische Planung kann ein effizientes Management von Fehlzeiten erreicht werden. Interessant ist dabei, dass Unternehmen durch gezielte Präventionsmaßnahmen und flexible Arbeitsmodelle Fehlzeiten signifikant reduzieren können. Zum Beispiel hat ein mittelständisches Unternehmen durch ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement den Krankenstand um 22% gesenkt.

Durchschnittlicher Krankenstand in Deutschland 2023:

Der Krankenstand lag bei etwa 5,5%.

Kosten der Entgeltfortzahlung: Um die 70 Milliarden Euro jährlich für die deutsche Wirtschaft.

Tristan ist Gründer von Treimedia und bringt über 15 Jahre Erfahrung in Marketing und Customer Success mit. Er kombiniert strategisches Denken mit praxisnahen Lösungen, um Unternehmen messbar erfolgreicher zu machen. Sein Ansatz: Klar, ehrlich, umsetzungsorientiert. Auf Treimedia teilt er fundiertes Wissen und hilfreiche Tipps, die sofort anwendbar sind – damit du mehr erreichst.

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