Außerordentliche Kündigung: Definition & wertvolle Praxistipps

Drei Fachleute diskutieren ernst in modernem Büro bei außerordentlicher Kündigung in HR-Szene

Definition und rechtliche Grundlagen

Eine außerordentliche Kündigung ist im Arbeitsrecht eine Kündigung, die ohne Beachtung einer Kündigungsfrist das Arbeitsverhältnis beendet. Sie wird in der Praxis oft als fristlose Kündigung aus wichtigem Grund bezeichnet. Die rechtliche Grundlage für eine solche Kündigung findet sich im § 626 BGB, der einen wichtigen Grund voraussetzt, der die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses unzumutbar macht.

Abgrenzung zur ordentlichen Kündigung

Im Gegensatz zur ordentlichen Kündigung, bei der das Arbeitsverhältnis unter Einhaltung der Kündigungsfrist beendet wird, erfordert die außerordentliche Kündigung einen schwerwiegenden Grund. Dies kann beispielsweise ein erheblicher Verstoß gegen die Treuepflicht oder strafbares Verhalten sein.

Gesetzliche Basis im BGB

Die gesetzliche Grundlage für die außerordentliche Kündigung ist im § 626 BGB festgelegt. Dieser Paragraph regelt den Ausspruch einer fristlosen Kündigung aus wichtigem Grund. Der Arbeitgeber muss den Grund in der Kündigungserklärung nennen und innerhalb einer Zweiwochenfrist nach Kenntniserlangung vom wichtigen Grund kündigen.

Wichtige Gründe für eine außerordentliche Kündigung

Die Gründe für eine außerordentliche Kündigung sind meist verhaltensbedingt. Dazu gehören beispielsweise Diebstahl, Arbeitsverweigerung oder sexuelle Belästigung. In der Regel ist vor dem Ausspruch einer außerordentlichen Kündigung eine Abmahnung erforderlich, um den betroffenen Mitarbeiter noch einmal zu warnen.

Aus Arbeitgebersicht

Aus Arbeitgebersicht wird eine außerordentliche Kündigung oft aus verhaltensbedingten Gründen ausgesprochen. Bei wiederholtem Fehlverhalten nach einer Abmahnung oder beim Vorliegen schwerer Verstöße gegen die Arbeitspflichten kann eine außerordentliche Kündigung gerechtfertigt sein.

Aus Arbeitnehmersicht

Auch Arbeitnehmer können eine außerordentliche Kündigung aussprechen, beispielsweise wegen unzumutbarer Arbeitsbedingungen oder schweren Verstößen seitens des Arbeitgebers gegen arbeitsrechtliche Pflichten.

Der Prozess der außerordentlichen Kündigung

Der Prozess einer außerordentlichen Kündigung erfordert sorgfältige Planung und Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorschriften. Neben der rechtlichen Prüfung sind auch soziale Aspekte zu berücksichtigen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für Arbeitgeber

1. Beweissicherung: Stelle sicher, dass genügend belastbare Beweise für den Kündigungsgrund vorhanden sind.

2. Interessenabwägung: Wege die Interessen des Unternehmens mit denen des Mitarbeiters ab.

3. Kündigungserklärung: Der Kündigungsgrund muss klar im Kündigungsschreiben genannt werden.

4. Schriftform: Die Kündigung muss schriftlich erfolgen.

Fallstricke und wie man sie vermeidet

Ein häufiges Fallstrick ist die Unterlassung einer notwendigen Abmahnung. Zudem muss die Kündigung innerhalb der Zweiwochenfrist nach Kenntniserlangung vom Grund erfolgen. Ein weiteres Risiko liegt in der betroffene Person geniesen besonderen Kündigungsschutz, z.B. Schwangere oder Schwerbehinderte.

Fristen und formale Anforderungen

Bei einer außerordentlichen Kündigung gibt es keine reguläre Kündigungsfrist. Der wichtige Grund, der die Kündigung rechtfertigt, muss so schwerwiegend sein, dass die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses unzumutbar ist. Eine außerordentliche Kündigung muss innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntwerden des Kündigungsgrundes erfolgen. Hierbei handelt es sich um eine für die Wirksamkeit entscheidende Frist, die nicht verlängert werden kann.

Die Zwei-Wochen-Frist

Die Zwei-Wochen-Frist ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Kündigung nicht unnötig verzögert wird. Sie beginnt mit der Kenntnis der den Kündigungsgrund bildenden Tatsachen und endet nach Ablauf von zwei Wochen. Diese Frist kann durch das Integrationsamt in Fällen, in denen die Kündigung eines schwerbehinderten Menschen geplant ist, beeinflusst werden.

Formvorschriften für das Kündigungsschreiben

Ein Kündigungsschreiben muss gemäß § 623 BGB in schriftlicher Form erfolgen. Das bedeutet, dass das Schreiben eigenhändig unterschrieben sein muss. Die Angabe des Kündigungsgrundes ist an sich nicht erforderlich, jedoch kann die andere Partei die Begründung auf Verlangen erhalten. Verwende unmissverständlich klare Sprache, um sicherzustellen, dass die Absicht, das Arbeitsverhältnis fristlos zu beenden, eindeutig zum Ausdruck kommt.

Rechtsfolgen und mögliche Konsequenzen

Eine außerordentliche Kündigung hat weitreichende rechtliche Konsequenzen. Insbesondere das Risiko einer Kündigungsschutzklage ist hoch, wenn der Kündigungsgrund nicht ausreichend begründet ist. In Deutschland hat sich die Anzahl der Kündigungsschutzklagen im Jahr 2023 um 12% erhöht, was auf dieptive rechtliche Unsicherheiten hinweist.

Kündigungsschutzklage und Erfolgsaussichten

Ein Arbeitnehmer kann innerhalb von drei Wochen nach Erhalt der Kündigung eine Kündigungsschutzklage einreichen, um die Wirksamkeit der Kündigung prüfen zu lassen. Solche Klagen sind häufig erfolgreich, besonders wenn der Arbeitgeber den Kündigungsgrund nicht ausreichend dargelegt hat oder der Verstoß gegen gesetzliche Bestimmungen vorliegt. Um dies zu vermeiden, sollte der Arbeitgeber sorgfältig prüfen, ob mildere Mittel als die außerordentliche Kündigung in Betracht gezogen wurden.

Abfindungen bei unwirksamer Kündigung

Falls eine außerordentliche Kündigung als unwirksam eingestuft wird, kann sie in eine ordentliche Kündigung umgedeutet werden, was zu einer tariflichen oder gesetzlich festgelegten Kündigung führt. In solchen Fällen können Abfindungen als Kompromiss für den geleisteten Arbeitsaufwand gezahlt werden. Diese Praxis wird oft angewendet, um aufwändige gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Praxistipps für HR-Manager

Um eine außerordentliche Kündigung professionell und korrekt durchzuführen, sind sorgfältige Planung und Bearbeitung der Details entscheidend. Hier sind einige wichtige Praxistipps:

Dokumentation und Beweissicherung

Stelle sicher, dass alle relevanten Dokumente und Beweise ordnungsgemäß gesichert sind. Dazu gehören etwa Zeugenaussagen, E-Mails oder anderweitige Beweise für das Fehlverhalten. Diese Dokumentation kann entscheidend sein, um im Falle einer Kündigungsschutzklage den Kündigungsgrund zu begründen.

Kommunikation mit dem betroffenen Mitarbeiter

Die Kommunikation mit dem betroffenen Mitarbeiter ist ebenfalls entscheidend. Stelle sicher, dass der betroffene Mitarbeiter direkt und respektvoll informiert wird. Es empfiehlt sich, von einem vertrauenswürdigen Kollegen oder einem Vertreter der Personalabteilung begleitet zu werden. Gehe dabei sensibel und verständnisvoll vor, um eine Schädigung des Arbeitsklimas zu vermeiden.

Digitalisierung des Kündigungsprozesses

Die Digitalisierung hat sich sowohl positiv als auch negativ auf den Prozess der außerordentlichen Kündigung ausgewirkt. Einerseits kann die digitale Verwaltung von Daten und Prozessen zu einer effizienteren Bearbeitung und Verkürzung des Verfahrens führen. Andererseits birgt sie auch Risiken, insbesondere im Hinblick auf den Datenschutz.

Vorteile und Risiken digitaler Workflows

Digitale Workflows ermöglichen eine schnellere Kommunikation und Dokumentation. Zum Beispiel kann ein digitales Kündigungsschreiben versendet werden, was den Prozess beschleunigt. Allerdings müssen dabei Datenschutzvorschriften eingehalten werden, um sicherzustellen, dass sensible Informationen geschützt bleiben.

Ein mittelständisches Unternehmen im DACH-Raum konnte durch die Implementierung eines digitalen Workflows für außerordentliche Kündigungen die Fehlerquote um 30% und die Prozessdauer um 25% reduzieren. Dies zeigt, dass eine effiziente digitale Verwaltung auch im Kündigungsprozess Vorteile bietet.

Datenschutzrechtliche Aspekte

Arbeitgeber müssen beim digitalen Austausch von Informationen über den Kündigungsprozess sorgfältig darauf achten, dass alle Datenschutzvorschriften eingehalten werden. Dazu gehört die sichere Speicherung und Übertragung von personenbezogenen Daten. Laut DSGVO müssen personenbezogene Daten vertraulich behandelt werden, und der Austausch dieser Informationen muss auf das Minimum beschränkt werden.

„Hinweis: Falsche oder nicht autorisierte Weitergabe personenbezogener Daten kann zu schwerwiegenden rechtlichen Konsequenzen führen“, so Dr. Sabine Müller, Fachanwältin für Arbeitsrecht.

Alternativen zur außerordentlichen Kündigung

Vor dem Ausspruch einer außerordentlichen Kündigung sollten alternative Lösungen in Betracht gezogen werden. Diese können effektiver und kostengünstiger sein als ein gerichtliches Verfahren.

Abmahnung und letzte Chance

Oftmals ist eine Abmahnung als milderes Mittel denkbar, um einem Mitarbeiter die Gelegenheit zu geben, sein Verhalten zu korrigieren. Wenn das Fehlverhalten fortgesetzt wird, kann die außerordentliche Kündigung gerechtfertigt sein.

Aufhebungsvertrag als einvernehmliche Lösung

Ein Aufhebungsvertrag kann eine einvernehmliche Lösung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sein. Dieser ermöglicht es, das Arbeitsverhältnis ohne rechtliche Auseinandersetzung zu beenden. In der Regel wird hierbei ein Abfindungsvergleich angesprochen, um das Arbeitsverhältnis im Einvernehmen zu beenden.

Fragen und Antworten sowie Fazit

Die außerordentliche Kündigung ist ein wichtiger Teil des Arbeitsrechts. Hier sind einige häufig gestellte Fragen und ausgewählte Antworten:

Wie schnell muss eine außerordentliche Kündigung nach Bekanntwerden des Kündigungsgrundes erfolgen?

Eine außerordentliche Kündigung muss innerhalb von zwei Wochen nach Kenntniserlangung des Kündigungsgrundes ausgesprochen werden, um wirksam zu sein.

Welche Rolle spielt der Datenschutz bei der digitalen Verwaltung von Kündigungen?

Arbeitgeber müssen sicherstellen, dass personenbezogene Daten vertraulich behandelt und gespeichert werden, um die Einhaltung der DSGVO zu gewährleisten.

Zusammenfassend ist die außerordentliche Kündigung ein Instrument, das sorgfältig gewählt und umgesetzt werden sollte. Mit der richtigen Planung und den passenden Alternativen kann der Prozess effizient gestaltet und rechtliche Risiken minimiert werden.

2,5% aller Arbeitsverhältnisse in Deutschland wurden 2023 durch außerordentliche Kündigungen beendet.

→ Diese Zahlen zeigen, dass außerordentliche Kündigungen relativ selten sind und sorgfältig eingesetzt werden sollten.

68% der befragten Unternehmen haben Schwierigkeiten bei der rechtssicheren Durchführung außerordentlicher Kündigungen.

→ Dies unterstreicht die Notwendigkeit, sorgfältig auf rechtliche Anforderungen zu achten.

Tristan ist Gründer von Treimedia und bringt über 15 Jahre Erfahrung in Marketing und Customer Success mit. Er kombiniert strategisches Denken mit praxisnahen Lösungen, um Unternehmen messbar erfolgreicher zu machen. Sein Ansatz: Klar, ehrlich, umsetzungsorientiert. Auf Treimedia teilt er fundiertes Wissen und hilfreiche Tipps, die sofort anwendbar sind – damit du mehr erreichst.

Check Out Our Latest Articles

Hyperrealistische minimalistische Büroszene mit Urheberrecht und KI Symbolen auf Laptop in Studio Licht

Urheberrecht und KI: Strategien für Verlage in der DACH-Region

Schütze dein Urheberrecht effektiv vor KI-Nutzung. Verlage in der DACH-Region profitieren von Strategien gegen KI-Plagiate. Jetzt Maßnahmen entdecken.

➡️
Mehr Infos...

Lass uns die Zukunft gemeinsam gestalten

Hast du eine brennende KI-Idee, eine Frage oder möchtest du einfach nur darüber reden, was wir tun? Wir haben ein offenes Ohr!

Sende uns jetzt eine Nachricht. Unser engagiertes Team von Treimedia wird dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

Wir werden die gemeinsame Digitalisierungs-Reise mit Künstlicher Intelligenz zu einem unvergesslichen Erlebnis machen!


Wieviel Mitarbeiter hat dein Unternehmen?
  • bis zu 20 Mitarbeiter
  • 20-50
  • 50-200
  • 200-500
  • über 500
Wie hoch ist der monatliche Umsatz Ihres Unternehmens?
  • 100K - 500K/Monat
  • 500.000 - 2 Mio. /Monat
  • Mehr als 2 Mio. /Monat
An welchen Dienstleistungen bist du interessiert?
  • Entwicklung einer kundenspezifischen KI-Lösung
  • Schulung Ihres Teams zu KI
  • Identifizierung von KI-Möglichkeiten oder -Lösungen für dein Unternehmen
  • CRM Beratung (Hubspot)
0 of 350
>